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MUSS

Mit unseren Worten geben wir jedem Menschen genaue Hinweise, wie weit er mit uns gehen kann. Nun plaudere ich aus meinem Nähkästchen.

Ich war 48 Jahre lang Meisterin mit schwarzem Gürtel des harmlos daherkommenden Wörtchens MUSS. Ich MUSSTE putzen … einkaufen … arbeiten und so weiter. Irgendwann fiel mir auf, wie oft am Tag die Kinder und ich etwas MUSSTEN. Du musst Dein Zimmer aufräumen. Du musst dies und Du musst das. Ich ging mir selbst auf die Nerven und beschloss, dass ich MUSS nicht mehr sage. Achtsamkeit hatte ich ja gelernt und auch schon das eine und andere an mir verändert.

Lange, sehr lange versagte ich kläglich. Ich hörte mich unzählige Male MUSS sagen. Bis mir 2007 das Buch „Die Macht der Worte“, das eine Psychotherapeutin geschrieben hatte, in die Hände fiel. Nachdem ich das gelesen hatte, ging mir ein Licht auf und der Knoten ist geplatzt. Wie es so schön heißt.

Wer MUSS benutzt, sagt damit, dass eine äußere Gegebenheit ihn/sie zwingt. Wenn Sie  einkaufen MÜSSEN, geben Sie die Verantwortung ab. An den leeren Kühlschrank, das fehlende Brot, die eingeladenen Gäste.
Mit MUSS machen Sie sich selbst zum Opfer! Sie sind Opfer der Gegebenheiten des Lebens oder eines anderen Menschen. Zum Beispiel, wenn Sie aus Höflichkeit mit der Anruferin länger reden, als sie wollen. Weil die nicht merkt, dass sie eigentlich weiter den spannenden Film gucken wollen.  Das dazugehörende Körpergefühl ist Schwäche, wenig Energie, irgendwann Wut, auf sich und auf die Anderen.

Sagen Sie einmal  „Ich will einkaufen“ oder „Ich werde den Vortrag jetzt schreiben“ Fühlt sich ganz anders an, oder? Tatkräftig,  selbstbestimmt.

Möglicherweise MÜSSEN sich bald ein paar Menschen eine neue Freundin oder neuen Freund suchen, weil Sie das so WOLLEN.