Alle Gefühle und Erfahrungen der Geburt bleiben lebenslang gespeichert und bilden das emotionale Grundmuster, mit dem wir Übergangssituationen, Grenzsituationen bewältigen.
Diese Erfahrungen können jederzeit reaktiviert werden, besonders in der Schwangerschaft und der Geburt. Auf der ISPPM-Tagung in Stolpen sprach Anne Verwaal, eine niederländische Kinderkrankenschwester und Schwangerschaftsbegleiterin, die Geburten fotografiert, über ihre Erfahrungen. Sie zeigte Fotos einer vollkommen komplikationsfreien Hausgeburt. Auf einem Foto sitzt das Paar im Gebärpool, der werdende Vater stützt seine Frau, die sich an ihn lehnt. Das nächste Foto zeigt den Vater mit schmerzverzerrtem Gesicht, die Augen zusammengekniffen. beide Hände hat er zu Fäusten geballt und presst sie an seine Schläfen. Die Hebamme hatte gerade gesagt, dass der Muttermund vollständig ist und das Baby jetzt kommt. In diesem Moment schrie er: „Jetzt sterben wir. Jetzt sterben wir.“ Das Baby kam ganz ruhig wenige Minuten später aus seiner Mama geschlüpft.
Bei der Fotoübergabe zeigte Anne Verwaal dem Vater das Foto und fragte ihn, was da passiert sei mit ihm. Er hatte keine Erklärung, konnte sich nicht mehr daran erinnern. „Was weißt Du über Deine Geburt?“ fragte sie weiter. „Nichts.“
„Lebt Deine Mutter noch? Können wir sie fragen?“ So erfuhr der Vater, dass er während seiner Geburt im Geburtsweg stecken geblieben und mit der Zange herausgezogen worden ist.
Babys können während der Geburt ohnmächtig werden oder Nahtoderfahrungen machen. Er wurde mit der Zange herausgezogen. Seine pränatale Traumatisierung wurde in dem Moment der Geburt seines Kindes reaktiviert, als er sie während seiner eigenen Geburt erlitten hatte.
Ähnliches erlebte ich während eines Spaziergangs mit einer Frau, die schwangere Frauen bei der Organisation der Alltäglichkeiten unterstützt. Ich erzählte von den im Zellgedächtnis gespeicherten prä- und perinatalen Erfahrungen. „Doris, während ich Dir zugehört habe begann es rechts und links in meinem Kopf zu pochen und ein Druck baute sich auf. Ich habe seit meiner Kindheit Kopfschmerzen und Migräne. Ich bin eine Zangengeburt.“
Auch Dein Klinik-Geburtsbegleitungs-Team trägt solche Erfahrungen in sich. Deshalb setzen sich Pränatalpsychologen und Babytherapeuten dafür ein, dass Hebammen, Gynäkologen und Geburtshilfe-Fachärzte ihre eigenen prä- und perinatalen Erfahrungen in Selbsterfahrungen verarbeiten.
Denn auch sie können während ihrer Arbeit Reaktivierungen von Traumata erleiden oder unbewusst rekonstruieren. Die menschliche Seele versucht sich selbst damit zu helfen, dass sie diese schmerzhafte Erfahrungen rekonstruiert.
Eine Geburt ist ein Prozess, in dem der Körper den Gefühlen folgt.
Ich bin begeistert, dass die Forschungen der Neurobiologie, Epigenetik, Neuropsychoendokrinologie, Neuropsychoimmunologie, Pränatalpsychologie mit den heute technischen Möglichkeiten durch MRT belegen.
Möchtest Du mehr darüber wissen, wie Du Alles um Dich herum ausblenden kannst, was den guten Verlauf Deiner Geburt stören kann? Wie Du während der Geburt ganz bei/in Dir und mit Deinem Baby verbunden bleiben kannst. Dein Baby bewusst durch die sensible Geburtssituation begleiten kannst?